Handball Hochburg Bietigheim

Ein Sieg für den Klassenerhalt

Sonntag, 15 Uhr, EgeTrans Arena Bietigheim. Alles ist gefühlte tausend Mal gesagt, jetzt liegt die Wahrheit bei den 14 Akteuren auf dem Spielfeld. Anpfiff der beiden IHF-Schiedsrichter Robert Schulze und Tobias Tönnies. Es ist das Endspiel um den Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga zwischen der SG BBM Bietigheim und dem VfL Gummersbach. Wer gewinnt, bleibt in der höchsten deutschen Spielklasse, der Verlierer muss in die Zweitklassigkeit.  

Die EgeTrans Arena ist bereits restlos ausverkauft. Die Arena und die Abholkasse werden deshalb bereits 90 Minuten vor Spielbeginn geöffnet sein. Aufgrund der Parkplatzsituation rund um Arena und Freibad empfiehlt sich eine frühzeitige Anreise und das Ausweichen auf die Parkplätze im Bereich des Ellental-Gymnasiums und der Viadukthalle. Öffentliche Verkehrsmittel oder ein Spaziergang sind keine schlechte Wahl, da anschließend die Saisonabschlussfeier vor der EgeTrans Arena stattfinden wird.  

Lange haben sie diesem Moment entgegengefiebert, die Spieler von Hannes Jón Jónsson. Praktisch über die gesamte Saison hat der Aufsteiger aus Bietigheim-Bissingen, mit dem Saisonziel Klassenerhalt angetreten, auf dem vorletzten Tabellenplatz verbracht. Der Klassenerhalt lag viele Spieltage nicht in den Händen der Schwaben. Gummersbach, der Bundesliga-Dino aus dem Oberbergischen, die einzige Mannschaft, die seit Gründung der Bundesliga 1966 ohne Unterbrechung in der höchsten deutschen Spielklasse vertreten ist, verteidigte hartnäckigen den 16. Tabellenplatz. Erst am allerletzten Spieltag ist es an der Mannschaft um SG BBM-Kapitän Patrick Rentschler, das große Ziel aus eigener Kraft zu schaffen.  

Die Konstellation um den Klassenerhalt hat an diesem 34. Spieltag mehrere Varianten und ist doch relativ einfach. Alle drei Teams am Tabellenende, die Eulen Ludwigshafen, die SG BBM Bietigheim und der VfL Gummersbach haben noch die Chance auf den Klassenverbleib. Ein Sieg rettet sowohl Bietigheim wie auch Gummersbach, der Verlierer begleitet die Eulen in Liga 2. Bei einem Unentschieden in der EgeTrans Arena läge Gummersbach aufgrund des besseren Torverhältnisses vor der SG BBM, muss dann aber auf einen Punktverlust der Eulen in ihrem zeitgleich ausgetragenen Heimspiel gegen Minden hoffen. Lachender Dritter wäre Ludwigshafen nur, wenn das Schlusslicht sein Heimspiel gewinnen und in der EgeTrans Arena am Ende ein Remis auf der Anzeigetafel stehen sollte.  

Wer hat den psychologischen Vorteil auf seiner Seite? Beim Trainer der SG BBM gehen bei dieser Frage die Augenbrauen nach oben. „Wir freuen uns, dass wir dieses Endspiel haben“; sagt Jónsson. „Wir haben lange und hart auf dieses Spiel hingearbeitet und wollen jetzt unbedingt den Deckel drauf machen.“ Der Isländer lässt keinen Zweifel daran, dass sein Team auch mental fit ist für den entscheidenden Schritt am Sonntag. „Alle wissen, um was es geht. Keiner muss dafür noch motiviert werden. Wenn wir so auftreten wie in den letzten Spielen, dann haben wir eine gute Chance.“  

Die 4.517 Zuschauer fassende EgeTrans Arena wird ausverkauft sein, erstmals in dieser Saison sind die beiden Stehplatzränge der Eisarena geöffnet. Mindestens 450 Fans begleiten den oberbergischen Traditionsverein in die Stadt an Metter und Enz. Die Stimmung wird vom Anpfiff an aber auf der Seite der Schwaben sein, Rückenwind in Orkanstärke. „Das wird eine geile Atmosphäre in der Halle werden“, ahnt auch Jónsson.  

Beide Teams haben jeweils sechs Saisonsiege und ein Unentschieden auf ihrem Konto, beide gehören finanziell nicht zur Crème de la Crème der Liga und beide wechselten im Verlauf der Saison den Übungsleiter. Beim VfL Gummersbach folgte Anfang März Torge Greve vom VfL Lübeck-Schwartau auf Denis Bahtijarevic. Einen Monat zuvor hatte die SG BBM Ralf Bader freigestellt und Jónsson als dessen Nachfolger präsentiert. Doch damit enden auch schon fast die Gemeinsamkeiten beider Vereine. Gummersbach ist einer der Traditionsvereine im Land, 12x Deutscher Meister, 5x Pokalsieger, 11x Sieger in wechselnden europäischen Wettbewerben. Die Spielgemeinschaft aus Bietigheim-Bissingen ist seit ihrer Gründung 1997 zwar ohne Titel, hat aber einen rasanten Aufstieg aus der Landesliga bis in die Bundesliga hingelegt. Die größten Erfolge waren ohne Zweifel die beiden Aufstiege in die 1. Bundesliga in den Jahren 2015 und 2018.  

Die unterschiedliche Historie spiegelt sich auch in der Erwartungshaltung vor diesem Entscheidungsmatch wider. „Wir brauchen uns nicht in die Tasche zu lügen, das Szenario Zweite Liga wäre eine Katastrophe“, wird Gummersbachs Sportdirektor Christoph Schindler zitiert, der darauf setzt, dass es „die Jungs gegen Bietigheim hinbekommen werden.“ Die SG BBM verfolgt ein mittelfristiges Ziel, sich bis 2021 in der 1. Liga zu etablieren. Der Klassenerhalt würde diese Entwicklung unter dem (Postleitzahlen)Motto „74321“ (mit „7 Spielern“ auf dem Feld sich in „4 Jahren“ mit den „3 Stammvereinen“ von einem „2.ligisten“ zu einem nachhaltigen „1.ligisten“ entwickeln) mit Sicherheit gewaltig beschleunigen.  Ob Hannes Jón Jónsson noch einen Tipp zum Spielverlauf am Sonntag wagen wird? Der 39-Jährige kneift die Augen zusammen: „Es wird kein enges Spiel werden, davon bin ich überzeugt“, sagt er nur und beweist einmal mehr, wie schwierig es ist, hinter eine isländische Mine zu blicken. 

Bericht: Bernhard Gaus

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